Blogbeitrag

Wie verändert die Corona-Krise das Buchungsverhalten bei Veranstaltern hinsichtlich der Spielzeit 21/22?

Die Betroffenheiten und Herausforderungen sind gewiss sehr unterschiedlich, aber allgemein würde ich gern die Frage in die Runde werfen, wie sich aktuell das Buchungsverhalten bei Veranstaltern hinsichtlich der Spielzeit 2021/2022 verändert hat. Gibt es vorerst eine grundsätzliche Zurückhaltung wegen der weiterhin offenen Pandemie-Entwicklung, beschränktere budgetäre Verhältnisse, noch weniger Risikobereitschaft für künstlerische Wagnisse, oder wird die Spielzeit 21/22 zunächst unverändert geplant?

3 Kommentare zu „Wie verändert die Corona-Krise das Buchungsverhalten bei Veranstaltern hinsichtlich der Spielzeit 21/22?“

  1. Zurückhaltung trifft es unserer Meinung nach sehr gut. Es hat Verschiebungen von 2020/2021 nach 2021/2022 gegeben, das wirk ebenfalls wahrscheinlich auf das Buchungsverhalten. Auch die Tatsache, dass viele Mitarbeiter der Kultur in Kurzarbeit gehen mussten, wirkt sich sicher aus. Und Sparmaßnahmen sind sicher auch eine Ursuche, so uns diese Nachrichten überhaupt erreichen. Also ein bunter Blumenstrauß von Wirkungen.

  2. Der (nicht representative) Austausch fand heute telefonisch mit weiteren ProduzentInnen und VeranstalterInnen statt: Zurückhaltung ist das richtige Wort, das den aktuellen Zustand sehr gut beschreibt. Die Kommunen geben die Vorgabe, erst einmal abzuwarten, wie sich die Anstrengungen, die Pandemie in den Griff zu bekommen, auswirken werden. Darüber hinaus gibt es auch Ängste, dass Zuschauer im Moment Kultur-Angebote nicht wahrnehmen werden. Letzteres ist sicher von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Auf Produzentenseite wird über Buchungsquoten, die weit hinter dem Stand der letzten Jahre zurück liegen, berichtet.

  3. Um einen Veranstalter zu Wort kommen zu lassen, habe ich mit Andreas Kitzing, Stadttheater Luckenwalde in Brandenburg, gesprochen – er hat eine Haushaltskürzung bekommen und macht derzeit vor lauter ‘Verschiebe-Bahnhof’ keine Zusagen für 21/22 – und ihn gebeten, ihn schriftlich für das eKulturPortal zitieren zu dürfen.

    „Aktuell liegen hier beim zuständigen Gesundheitsamt des Kreises 500 Anträge vor, wahrscheinlich bis zur Durchführung von Hochzeiten. Wir wollen eigentlich etwa jedes halbes Jahr ein jeweils angepasstes Konzept einreichen. Unser aktueller Antrag dort auf einen Theater-Notplan ist noch nicht richtig beschieden, nur kurz besprochen. Hintergrund ist auch, dass mit der AHA-Regel und dem Abstand 1,50 m in festbestuhlten Häusern so manche Probleme entstehen. Zu unterschiedlich sind die Verringerungen der Kapazitäten, im Mittelwert vielleicht bei 30 v. H. Das Staatstheater in Cottbus ist sogar auf unter 25 v. H. runter gegangen, wie im TV berichtet. Diese womöglich zu übersichere Variante haut den anderen Häusern regelrecht die Beine weg, will sagen ist taktisch unklug. Überhaupt wünscht man sich diesseits mehr Kompatibilität zwischen den Mitgliedern des Bühnenvereins und der INTHEGA. Eine Krux, alles was uns gemeinsam früher stark machte – lange Planung, langer VVK – fällt uns nun ausgerechnet auf die Füße. Im Vorteil stehen jetzt etwas die größeren Kulturhäuser mit loser Bestuhlung. Wir sind wie die Landeskulturpolitik und alle traditionsreichen Veranstalter zunächst auf Sicht gefahren. Erst Schließung und ellenlange Agonie, dann Versammlungen ohne Ende. Dann kam in Brandenburg der Kulturstufenplan und erste vorsichtige Hoffnung. Ab Juni 50 Anwesende (also inkl. Künstler und Technik) bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen (welch eine Erklärung für Theater), ab Juli 75 Gäste und ab August 150 Besucher, natürlich mit 1,50 m Abstand. Der September wurde extra offen gelassen. Hochzeiten wurden übrigens erst relativ spät genehmigt (nicht wegen der Rückverfolgung sondern weil sich dort Personen aus Rosenheim und Rostock treffen). Leider löste kurz vor dem Urlaub eine Umgangsverordnung diesen genannten Stufenplan ab, kaum ein Wort darin über Kultur, jetzt schon in der zweiten Verlängerung. Noch im Urlaub hörten wir zufällig im Radio von der Verlängerung der Corona-Kulturhilfe unseres Landes bis 31.12. Da wurde klarer, es gibt dieses Jahr und vermutlich bis weit in das Frühjahr 2021 keine normalen größeren Termine mehr.
    Wir sind immer noch perplex über die Situation, haben viele Termine viel zu kurz neu angesetzt. Und jetzt stehen wir da und sind abhängig von allem. Bekommen wir eine Art Duldung vom Amt, kommen die Zuschauer wieder, wenn ja, wie viele. Gibt es in einem Jahr noch alle Vertragspartner? Wir kennen zig Homepages wo kein einziger Termin mehr enthalten ist. Bei mancher Agentur steht schon dauerhaft geschlossen, in rot. Vielleicht passend Veranstalter-Demo in Berlin: Alarmstufe Rot.
    Ich habe in einem Interview bei Antenne Brandenburg extra darauf hingewiesen: es geht nicht nur um den armen Künstler, um die Techniker, es geht um alles bis hin zum Vertrauen des Zuschauers.“

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